PRESSEINFORMATION
22.11.2024
Mit Gutenberg in die Zukunft: Neue Interimsausstellung für das Gutenberg-Museum
Gutenberg Museum moved – das Gutenberg Museum zieht um. Die von ATELIER BRÜCKNER gestaltete Ausstellung setzt Gutenberg, die Person und sein Vermächtnis, in Bezug zu unserem heutigen medialen Leben. Schriften und Typografie sind die prägenden Themen auch in der Szenografie und dem grafischen Konzept. In den kommenden Jahren entsteht in der Nähe des Mainzer Doms das neue Gutenberg-Museum. Bis dahin zeigt die Interimsausstellung GUTENBERG MUSEUM MOVED im ehemaligen Reichklarakloster ausgesuchte Objekte der Sammlung – inklusive der berühmten Gutenberg-Bibeln. ATELIER BRÜCKNER war im Auftrag der Stadt Mainz verantwortlich für das Ausstellungs-, Grafik- und Mediendesign.
Gutenberg – ein Name, der weltweit für eine der bahnbrechendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte steht: den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war die Vervielfältigung von Texten mühsam und kostspielig, da alles von Hand abgeschrieben wurde. Doch mit Gutenbergs Technik begann eine neue Ära: Wissen und Texte wurden für viele Menschen zugänglich. Die neue Ausstellung zeigt wichtige Objekte der Sammlung und macht dabei deutlich, dass Gutenberg ein genialer Medienmensch war, dessen Errungenschaften uns noch heute beeinflussen.
Die Präsentation gliedert sich in drei Teile: Im Erdgeschoss befindet sich die Haupt-Ausstellung mit den Gutenberg-Bibeln, im ersten und zweiten Obergeschoss sind die Werkstätten für Druckvorführungen, ein Kino und der Druckladen.
Wer war Gutenberg, wo hat er gelebt?, fragt der Prolog der Ausstellung. In einer audiovisuellen Projektion erfahren die Besucher_innen von einem Erzähler, einem „unbeschriebenen Blatt“, vom Leben in Mainz um 1450.
In den folgenden sechs Themenblöcken „Image pflegen“, „Meinung machen“, „Pracht entfalten“ „Welt beschreiben“, „Wissen schaffen“ und „Zeit vertreiben“ werden herausragende mediengeschichtliche Objekte aus der Sammlung mit heutigen medialen Objekten verknüpft. In dem Raum wird deutlich, wie Gutenbergs Erfindung die Welt veränderte, Bildung für alle ermöglichte und uns heute noch prägt: Denn viele heutige Medienphänomene gab es schon zur Zeit Gutenbergs. Ein Beispiel: Der Bereich „Image pflegen“ beschäftigt sich mit Selbstdarstellung und Selbstinszenierung: Die gab es auch schon 1572, wenn sich etwa Erzherzog Karl II. mit Anna Maria von Bayern für ein Hochzeitsbild inszenierte. Der Bezug zur heutigen Medienwelt wird in jedem Themenblock durch ein Logo deutlich: Instagram steht für die heutige Imagepflege. Die Exponate der Sammlung werden zum einen in einer Vitrine vor den raumhohen hinterleuchteten Bildern und zum anderen auf einem großen Mitteltisch thematisch zugeordnet und in den Kontext gebracht. So korrespondieren sie mit den großen hinterleuchteten historischen Bildnissen an der Wand. Gestalterisch ist dieser Raum hell und in weiß gehalten. Die Ausstellungsgestaltung setzt sich klar von der sakralen Umgebung ab; Möbel stehen als Solitär im Raum und knüpfen nicht an die Architektur des denkmalgeschützten Gebäudes an.
Die interaktive Ebene der Ausstellung beschäftigt sich ebenfalls mit Abbildung und Vervielfältigung: Die Besucher_innen erhalten mit dem Ticket eine Medienkarte mit integriertem Chip, über die sie zum einen Informationen an Medienstationen abrufen können. Zum anderen dient die Karte als Leinwand für ein ausgerucktes Porträt. An einer Selfiestation können Besucher_innen eine Aufnahme von sich machen, die am Ende der Ausstellung in Holzschnitt-Ästhetik schwarz-weiß auf die Karte gedruckt wird.
Das Highlight der Ausstellung sind die Gutenberg-Bibeln. Nur 49 der wohl 180 gedruckten Bibeln sind erhalten, zwei davon sind in Besitz des Museums. Die Gutenberg-Bibel ist das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch dieses Umfangs und zugleich Gutenbergs Hauptwerk. Die Hauptexponate erhalten einen eigenen Raum: Die Schatzkammer ist als Kubus umgesetzt, ein atmosphärischer, dunkel gehaltener Würfel, der sich klar und deutlich im Gebäude selbst und in der Raumgestaltung absetzt. Im begehbaren Kubus werden zwei Bibeln aus der Werkstatt Gutenbergs gezeigt.
Auch das Treppenhaus ist inszensiert und Teil der Ausstellungsgestaltung: Dort erzählt der Illustrator Jörn Kaspuhl die Geschichte des Gutenberg-Museums. Er zeigt wichtige Meilensteine, wie die Ankunft der Gutenberg-Bibeln 1978 am Frankfurter Flughafen.
Das grafische Konzept der Ausstellung nimmt die Gestaltungsrichtlinien der Gutenberg-Bibel auf: strenger Blocksatz, schwarze Schrift, rot als Schmuckfarbe. Als Typo sind zwei Fonts der Schriftensammlung des Museums in Verwendung: Auszeichnungsschrift ist die Caslon, ursprünglich aus dem Jahr 1722, für den Fließtext wird die Folio, eine klassische Grotesk-Schrift von 1957 genutzt. Ebenso der damaligen Buchgestaltung und dem Bibel-Stil entnommen ist die Verwendung von Initialen, einem großen, schmückenden Buchstaben zu Beginn eines Absatzes. Besonders: Diese Initiale ist immer in einer anderen Schrift gesetzt und zeigt so über die gesamte Ausstellung hinweg unterschiedliche Fonts aus der vielfältigen Schriftensammlung des Gutenberg Museums.
Das Gutenberg-Museum teilt sich das Gebäude mit dem Naturhistorischen Museum. Um beide Institutionen sichtbar zu machen und visuell voneinander zu trennen, hat ATELIER BRÜCKNER eine neue Fassadengestaltung und ein neues Leitsystem entwickelt. Schon vor dem Eingang zeigt die Fassadengestaltung klar, dass im linken Gebäudeteil das Gutenberg-Museum beheimatet ist und im rechten Teil das Naturhistorische Museum. Die Fassade des Gutenberg-Museums ist mit den Buchstaben G und M in unterschiedlichen Schriftarten bespielt. Im Leitsystem führt ein Grafikband mit unterschiedlichen Gs der Schriftensammlung, stellvertretend für Gutenberg, die Besucher_innen in die Ausstellungsräume. Die Fassadengestaltung und das Leitsystem des neu errichteten Pavillons im Außenbereich sind ebenfalls Teil der Ausstellungs-Szenographie.